Der Umzug

Der Umzug


Ich bin gerade mit meiner Familie in eine riesige Villa am anderen Ende der Stadt gezogen. Da ich keine Lust habe, mit meiner Familie die Kisten auszupacken, gehe ich in den Wald. Irgendwie muss ich meinen Kopf frei kriegen und im Kreis meiner Familie wird das nicht klappen. Ich gehe immer tiefer in den Wald, aber ich achte nicht auf die Umgebung. Mir ist es egal, ob ich mich verlaufe. Plötzlich höre ich ein leises Wimmern, was mich inne halten lässt. Vorsichtig bewege ich mich auf dieses Geräusch hin. Nach einigen Metern kann ich zwischen den Blättern eines Busches den Körper eines großen Tieres erkennen. Bei näherem Hinsehen sehe ich, dass ich einen ausgewachsenen Wolf vor mir habe. Erschrocken stockt mein Atem und in mir macht sich Angst breit, doch ich schaffe es nicht, mich zu bewegen. Aber da hebt der Wolf schwach seinen Kopf und jault so herzzerreißend, dass meine Angst sofort verfliegt. Ich muss dem Wolf irgendwie helfen! Auf den ersten Blick hat er keine sichtbaren Verletzungen, also trete ich näher zu ihm heran und lasse mich neben seinem Kopf nieder. Vorsichtig untersuche ich ihn, doch plötzlich spüre ich an meinem Arm ein schmerzhaftes Ziehen. Ich senke den Kopf und sehe, dass der Wolf seine Zähne in meinen Arm vergraben hat. Ich schreie und er springt auf. Sekunden später ist er auf und davon. Ich sitze lange auf dem Waldboden und halte meinen blutigen Arm. Vor Schmerzen schreie ich bis ich heiser bin. Irgendwann stehe ich wankend auf und stolpere nach Hause…
In der nächsten Vollmondnacht zieht mich etwas zum Wald. Ich habe keine Ahnung, warum ich dahin muss, ich weiß es einfach. Wie man weiß, dass man atmen muss, um am Leben zu bleiben oder man weiß, dass, wenn man Hunger hat, man was essen soll. Im Wald angekommen, zuckt mein Körper und ich spüre, wie meine Knochen sich verbiegen sich wieder neu zusammensetzen. Die Schmerzen sind unerträglich. Ich kreische auf. Kurze Zeit verwandeln sich meine Schreie in ein grausames Heulen. Ich komme mit meinen Vorderpfoten auf den weichen Waldboden auf. Sofort übernahmen meine Tierinstinkte und ich kann nicht mehr klar denken. Das einzig wichtige für mich ist was zu jagen, um meinen Hunger zu stillen. Meine Nase nimmt eine Hirschspur aus, der ich folge. Instinktiv weiß ich, wie ich mich verhalten muss, damit der Hirsch mich nicht entdeckt. Ich halte mich so, dass der Wind meinen Geruch nicht zu meiner Beute trägt. Als ich gerade angreifen will, höre ich ein leises Klicken aus dem Gebüsch wenige Meter neben mir. Ich schnelle in die Richtung und meine scharfen Augen erkennen einen menschlichen Jäger, der mit einem Gewehr auf mich zielt. In der Nähe steht ein Pferd, das nervös schnaubt, als ich es anschaue. Sofort drehe ich mich um und renne davon, der Hirsch ist vergessen. Im Moment zählt nur das Überleben. Die Angst lässt mich rennen wie der Wind.  Ich höre einen Schuss, der mich jedoch verfehlt. Ich sause durch die Bäume, durch das Unterholz, schlage Hacken und wechsle immer wieder die Richtung. Kurz gesagt: ich versuche alles, um diesen Jäger abzuschütteln. Doch der sitzt mittlerweile auf seinem Ross und jagt mir hinterher. Nach einer Ewigkeit werde ich immer müder und schwächer, doch ich versuche weiter zu rennen. Meine Zunge hängt mir hechelnd aus der Schnauze. Meine Beine fangen an zu zittern und immer wieder stolpere ich, wodurch der Jäger näher kommt. Plötzlich höre ich einen Schuss und ich breche zusammen. An meinem Hinterlauf spüre ich das warme Blut fließen. Mein ganzer Körper hebt  und senkt sich mit meinem vor Angst und Müdigkeit keuchenden Atem. Ich höre, wie der Jäger von seinem Pferd absteigt und zu mir geht. Vor meinen Augen kniet er sich hin und hebt ein funkelndes Messer. Ich versuche nach ihm zu schnappen, aber er bringt sich schnell in Sicherheit. Aber irgendwann fehlt mir auch die Kraft mich zu wehren. Also knurre ich ihn warnend an. Er ignoriert es und kniet sich wieder vor mich hin. Lächelnd hebt er sein Messer und legt es an meine Kehle. Vor Angst werde ich starr und bewegungslos. Mit einer schnellen Bewegung schneidet er mir meine Kehle durch. Ich jaule vor Schmerzen auf, das sich aber ganz schnell in ein Gurgeln verwandelt. Das letzte, was ich sehe, bevor alles um mich herum schwarz wird, ist, wie der Jäger nachlässig mein Blut an seinem Messer an einem Blatt abwischt…

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