Geisterwald


Geisterwald




Wenn die Glocke dreimal schlägt, der Mond voll am Himmel steht und dichte Nebelschwaden sie verdecken, kommen sie raus.In der Finsternis des Waldes tanzen sie und singen und stehlen die Seelen armer, verirrter Wanderer...


Seit einigen Tagen irre ich im Wald umher. Seit ich ihn betreten habe,finde ich nicht mehr heraus.Es scheint,als habe sich der Wald gegen mich verschworen. Voller Furcht streife ich herum, als ich plötzlich was zwischen den Bäumen aufblitzen sehe. Neugierig gehe ich darauf zu und auf einmal steht vor mir die schönste Frau, die ich je gesehen habe.Bleich, mit langen silbernen Haaren und einem langen,weißen Kleid, das sie wie ein Wasserfall umfließt. Ich kann den Blick nicht von ihrem wunderschönen, hellerleuchteten Gesicht abwenden.Sie schwebt auf mich zu und sagt mit einer ruhigen,melodischen Stimme:"Wir haben schon lange auf dich gewartet. Komm mit mir!"

Ich blinzle verwirrt. Wir? Auf mich warten? Mir liegen hunderte Fragen auf der Zunge, doch ich traue mich nicht, auch nur eine einzige zu stellen. Trotzdem folge ich der geheimnisvollen Frau. Sie führt mich tief in den Wald hinein.

Auf einer dunklen Lichtung bleibt sie stehen und zeigt auf einen Art Thron aus Zweigen und Blättern.

"Setz dich!", fordert sie mich auf. Verwundert setze ich mich auf den Thron. Auf einmal tauchen noch mehr weiße Gestalten auf. Alles wunderschöne, bleiche Frauen in langen, weißen Gewändern. Sie umringen mich und singen ein Lied, dessen Text ich nicht verstehe. Plötzlich taucht die wunderschöne Frau auf, die mich hierher geführt hat.Sie hält eine glänzene Krone in den Händen, die sie mir auf den Kopf setzt. Ein stechender Schmerz durchzuckt meinen Körper. Ich schreie und krümme mich. Ich kann nicht mehr klar denken und der Schmerz wird schlimmer.Ich flehe die weißen Gestalten an, dass sie mir doch helfen mögen, doch sie lächeln nur und beobachten jede einzelne meiner Bewegungen. Tränen nehmen mir die Sicht. Ich hebe meine Hand und reiße mir die Krone vom Kopf. Schlagartig hören die Schmerzen auf und ich kann wieder klar denken und sehen. Ich schaue auf die Krone, die ich noch immer in der Hand halte. Sie hat messerscharfe Zacken, die von meinem Blut verschmiert und meinen Haaren beklebt sind. Vorsichtig fasse ich mir an den Kopf und zucke zusammen, als ich Schmerzen verspüre. Ich nehme die Hand schnell wieder runter und sehe, dass sie blutverschmiert ist. Erschrocken blicke ich zu den weißen Gestalten und keuche auf. Sie sind nicht mehr wunderschön anzusehen. Ihre Gesichter sind zu fürchterlichen Fratzen verzogen und sie stoßen grässliche, schrille Laute aus. Hastig rappel ich mich auf und blicke mich um. Ich suche nach einen Fluchtweg. Auf einmal fliegt eine dieser seltsamen weißen Gestalten durch mich hindurch. Mir wird es eiskalt. doch so schnell wie es gekommen ist, hört es auch schon wieder auf. Doch dann stürzt sich jedes dieser Gestalten auf mich und ich fange an, wie Espenlaub zu zittern. Ich schreie und wimmere und weine. Ich spüre wie die Tränen auf meinen Wangen zu Eis gefrieren. Nach einer Weile setze ich mich zitternd auf. Ich schreie auf, als ich nur ein paar Zentimeter vor meiner Brust ein scharfes Messer erblicke. Ohne Vorwarnung schnellt es vor und bohrt sich tief in meine Brust. Dunkelrotes Blut quillt aus der Wunde hervor. Ich höre noch meinen eigenen gellenden Schrei und das triumphale Lachen der weißen Gestalten, bevor alles dunkel um mich wird...









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